Schraubenguide

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Da die Schraubenschubladen in der Holzwerkstatt zum Teil katastrophal "sortiert" waren (a la "ach egal, ich werfe einfach die Holzschrauben bei den Maschinenschrauben rein, sind ja lang und rund"), soll nun dieser Schraubenguide entstehen, damit sich niemand mehr mit Unwissen herausreden kann. Es wird hier zunächst darum gehen, eine Schraube richtig zu erkennen und zu klassifizieren. Hinweise zur korrekten Verwendung der Schrauben in verschiedenen Situationen können gerne entsprechende Fachleute ergänzen.

Was macht eine Schraube?

Klingt blöd, aber es ist durchaus sinnvoll, diese Frage einmal vollständig zu klären.

Es gibt tatsächlich verschiedene Aufgaben, für die Schrauben eingesetzt werden:

  • Verbindungsschrauben: Dies ist der wohl naheliegendste und häufigste Fall. Eine Verbindungsschraube befestigt ein Objekt an einem anderen Objekt. So einfach das klingt, gibt es hier noch diverse Dinge zu beachten.
  • Stellschrauben: Durch die niedrige Übersetzung zwischen Drehung und Vorschub kann eine Schraube zum genauen Positionieren von Objekten verwendet werden.
  • Antriebsschrauben: In einem sog. "Schneckengetriebe" ("Worm gear") wird eine schneller rotierende Schraube verwendet, um ein Zahnrad langsam weiterzudrehen. Die Kraftübertragung ist enorm und das angetriebene Zahnrad hat keine Möglichkeit, die Kraft in die andere Richtung zu übertragen. Stichwort "backdrivability"
  • Förderschrauben wie z.B. die Archimedes-Schraube. Hier wird meiste eher von einer "Förderschnecke" gesprochen. Zum Beispiel eingesetzt im Spritzguss-Bereich.

Wer Bock hat, kann das hier ja noch etwas weiter ausführen und ergänzen.

Die Anatomie einer Schraube

Wir beschäftigen uns hier zunächst mal nur mit Verbindungsschrauben. Diese haben eine gewisse "Anatomie", die nachfolgend erklärt wird.


Antrieb

Das Ding, wo man seinen Schrauber rein- oder draufsteckt, nennt man "Antrieb". Der Schraubenantrieb sorgt dafür, dass die Kraft vom drehenden Werkzeug auf die restliche Schraube übertragen wird, damit sich diese in das Material hineinzieht. Es gibt viele verschiedene Schraubenantriebe. Die gängigsten sind:

  • SL Schlitz: Der wohl älteste Schraubenantrieb ist der Schlitz. Dieser war ebenso wie das zugehörige Werkzeug einfach zu fertigen. Da er nicht selbstzentrierend ist, rutscht der Schraubendreher gerne mal ab und zerkratzt die Oberfläche des festgeschraubten Objekts. Da diese garstigen Relikte der Vergangenheit bis auf wenige ästhetische Anwendungsfälle einfach nur unnütz sind (man belehre mich eines besseren!), verwendet sie eigentlich niemand mehr. Nur Elektriker scheinen irgendwie masochistisch veranlagt zu sein, und setzen sie bis heute noch ein.
  • PH Philips: Der klassische "Kreuzschlitz"-Antrieb. Wird sehr gerne mit Pozi verwechselt.
  • PZ Pozidriv oder kurz "Pozi": Der bessere "Kreuzschlitz"-Antrieb. Wird sehr gerne mit Philips verwechselt.
  • TX Torx: Der "einzig wahre" Schraubenantrieb. Kann viel Kraft übertragen. Oft reißt eher der Schraubenkopf ab, bevor der Antrieb versagt. Vor allem bei Holzschrauben beliebt.
  • Innensechskant: Der meist als "Inbus" bekannte Schraubenantrieb ist weit verbreitet. Die gewinkelten Innensechskantschlüssel können so günstig produziert werden, dass sie millionenfach Produkten beigelegt werden.
  • Außensechskant (dient meist gleichzeitig als Kopf): Wird angezogen mit dem klassischen Maul-/Ringschlüssel.

Kopf

Der obere Teil der Schraube nennt sich "Kopf". Er hat zwei wichtige Aufgaben:

  • Bereitstellen eines Schraubenantriebs, zur Kraftübertragung.
  • Dafür sorgen, dass die Schraube (wenn vollständig hineingeschraubt) einen Angriffspunkt auf der Oberfläche des zu befestigenden Objekts hat, um es heranzuziehen.

Es gibt einige gängige Kopftypen und noch viel mehr ausgefallene Varianten, über die wir hier erstmal nicht sprechen wollen.

  • Flachkopf
  • Zylinderkopf
  • Senkkopf
  • Rundkopf
  • Linsenkopf
  • Außensechskant (dient gleichzeitige schon als Anrieb)
  • Kein Kopf: Es gibt auch schrauben ohne Kopf. Diese Werden "Madenschrauben" genannt und haben ihren Antrieb direkt im Schaft.

Die Kopfform wird nach technischen und ästhetischen Anforderungen gewählt. Im Holzbau werden häufig Senkkopfschrauben verwendet.

Schaft

Der Schaft hat den größten Anteil an der Schraube. Er beginnt am Kopf und mündet in der Spitze. In den allermeisten Fällen ist der Schaft einfach eine runde Stange mit konstantem Durchmesser.

Gewinde

Auf dem Schaft ist das Gewinde (ein Außengewinde) aufgebracht. Dieses gleitet über/durch das umliegende Material und sorgt dafür, dass die Schraube beim Drehen eine Längsbewegung vollführt. Das Gewinde gibt der Schraube ihrer Anzugs-/Haltekraft. Es gibt verschiedene Arten von Gewinden. Manche beginnen bereits direkt unter dem Kopf, je nach Anwendungsfall beginnt das Gewinde auch erst weiter unten, sodass ein Teil des Schaftes freiliegt.

Das "Schneidgewinde"

Das "Schneidgewinde" (selbst ausgedachte Bezeichnung) verformt das umliegende Material. Es drückt/schneidet sich in das Material, welches sonst normalerweise direkt den Schaft umgeben würde. Dafür muss das Material der Schraube fester sein als das des geschraubten Objekts.

Klassische Vertreter sind "Spaxschrauben", die auch häufig ohne Bohrloch ins Holz geschraubt werden und "Möbelschrauben", für die ein zum Kerndurchmesser passendes Loch gebohrt wurde. Aber auch Blechschrauben arbeiten mit Verformung.

Das "Gleitgewinde"

Das "Gleitgewinde" (selbst ausgedachte Bezeichnung) gleitet auf einem komplementären Innengewinde und sorgt so für den nötigen Vorschub. Es wird eingesetzt, wenn die Verbindung wieder (und womöglich häufig) gelöst wird. Klassisches Beispiel ist die Maschinenschraube, aber auch Trapezgewinde würden hierzu zählen.

Spitze

Das Ende der Schraube wird "Spitze" genannt. Sie kann tatsächlich spitz zulaufend oder auch stumpf sein. Einige Schrauben haben auch einen kleinen Bohrer als Spitze, so zum Beispiel die Blechschraube.


Schraubenmaße

Nachdem wir nun die ganzen Bereiche einer Schraube benennen können, lernen wir hier, welche Maße bei Schrauben zu berücksichtigen sind.


Schrauben sortieren

Da wir nun die relevanten Maße einer Schraube bestimmen können, ist es uns nun endlich möglich, sie korrekt einzusortieren. Da wir nicht jede einzelne Schraube akribisch ausmessen wollen, lohnt es sich zunächst, eine unsortierte Schraubensammlung rein anhand ihrer Optik zu gruppieren. Danach muss je Gruppe nur einmal gemessen werden.

Um auch den einmaligen Messprozess so gut es geht zu vereinfachen, gibt es sog. Schraubenlehren. Dort muss man seine Schraube nur dranhalten und ggf. einmal durchstecken und hat die relevanten Maße.

Schrauben richtig verwenden